"3 Wege-Strategie für die Erfassung und digitale Veröffentlichung von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten in Deutschland" – Linksammlung

Im Rahmen der Umsetzung von Weg 1: "Zugang" der "3 Wege-Strategie für die Erfassung und digitale Veröffentlichung von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten in Deutschland" ("3 Wege-Strategie") soll zusätzlich zur Schaffung eines zentralen Zugangs zu bereits digital veröffentlichtem Sammlungsgut durch die Integration vorhandener einschlägiger Datenbestände in die Deutsche Digitale Bibliothek eine kuratierte und annotierte Sammlung von einschlägigen Internetadressen erstellt werden. Die folgende Linksammlung soll kurzfristig einen Überblick über die Einrichtungen in Deutschland bieten, die auf ihren Webseiten Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten digital veröffentlicht haben. Sie wird insbesondere Menschen aus Herkunftsstaaten und Herkunftsgesellschaften sowie deren Diaspora in Deutschland kurzfristig die Möglichkeit eröffnen, sich zeitnah über bereits digital veröffentlichte Daten und Sammlungen in Deutschland zu informieren. Im Hinblick auf das Handlungsfeld "Transparenz und Dokumentation" der "Ersten Eckpunkte zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten" wird die Veröffentlichung der Linksammlung außerdem einen wichtigen Beitrag zur Schaffung von Transparenz leisten.

Auf dieser Webseite finden Sie eine Sammlung von Internetadressen mit Informationen über Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten der an der Pilotphase der "3 Wege-Strategie" teilnehmenden Einrichtungen. Diese Webseite wird regelmäßig mit Informationen weiterer Einrichtungen aktualisiert.

 

Die Sammlung digital bietet seit Dezember 2020 einen offenen virtuellen Zugang zu den Beständen des Linden-Museums Stuttgart. Sie präsentiert detaillierte Informationen, Geschichten und Hintergründe zu den Objekten und macht Methoden und Ergebnisse der Provenienzforschung sichtbar.

Die Präsentations- und Kommunikationsplattform spricht – zunächst auf Deutsch und Englisch – vielfältige Nutzer*innengruppen an: Sie fördert den Austausch mit Wissenschaftler*innen und Vertreter*innen der verschiedenen Herkunftsgesellschaften der Objekte ebenso wie den Dialog mit der lokalen Stadtgesellschaft und einem internationalen Publikum.

Mit der Sammlung digital erweitert das Linden-Museum Stuttgart auch das Konzept des gemeinsamen vielstimmigen Forschens, Lernens und Vermittelns aus der täglichen Arbeit in den digitalen Raum. Der virtuelle Austausch soll nicht zuletzt neues Wissen über die Objekte sowie ihre Herkunftskontexte erschließen und bildet damit auch eine Basis für den transparenten, verantwortungsvollen Umgang mit kolonialem Kulturgut.

Die Sammlung digital ist somit essenzieller Teil der aktiven Aufarbeitung der (post-)kolonialen Vergangenheit des Museums. Die Sammlung digital flankiert und vertieft auf diese Weise das von der Kulturstiftung des Bundes geförderte Projekt „LindenLAB: Provenienz, Partizipation, Präsentation“, das sich mit Wegen in die Zukunft des Linden-Museums befasst.

Die digitale Erschließung der Sammlungsbestände ermöglicht neben dem offenen Zugang auch neue digitale Formen der Kommunikation und Vermittlung, zum Beispiel in Form von Digitorials, Blogs oder Multimediaguides. Erste Objektgruppen sind Ende 2020 ausgespielt worden, weitere Sammlungsteile folgen.

Ermöglicht wurde die Sammlung digital durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg im Rahmen des Förderprogramms „Digitale Wege ins Museum“.

Die Freiburger Sammlung wurde 1857 von Alexander Ecker angelegt. Dazu konnte er auf einen Grundstock aus Objekten des 18. Jahrhunderts zurückgreifen: Objekte abgeräumter Friedhöfe, Objekte seiner Kollegen, u. a. von Beck und Haberer; er tätigte Käufe und erhielt Geschenke. 1862 konnte er die Sammlung von Theodor Bilharz angliedern, 1864 reicherte er seine Sammlung durch Crania archäologischen Ursprungs, aus sogenannten Reihengräberfeldern, an. 1865 erfolgte der erste Druck eines Katalogs, 1867 wurde eine Schausammlung im neuen Institutsgebäude eingerichtet. 1872 konnte er eine Sammlung von Heinrich Schreiber anfügen, die ebenfalls einen vorwiegend archäologischen Ursprung aus dem Oberrheinraum hatte. 

Nach einer Neuauflage des gedruckten Katalogs war die Sammlung für die nächsten Jahre eher in einem ‚Dämmerzustand', bis Eugen Fischer ihr wieder verstärktes (rassenideologisch geprägtes) Interesse entgegenbrachte. Offenbar nahm er auch eine Neuordnung und Neusignierung der Sammlung vor.

Nach seinem Weggang an das Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin folgte erneut eine Zeit der passiven Existenz. 1917 erlitt die Sammlung durch einen Luftangriff großen Schaden, da der Mitteltrakt des Instituts mit seinen Sammlungsräumen und zahlreichen Objekten zerstört wurde, was vor allem fotographisch dokumentiert ist. Die Lücken in der Sammlung wurden in der Folgezeit wieder aufgefüllt, jedoch ist eine Dokumentation dieser Verluste und Ergänzungen nicht erhalten.

1935 wurde auf Anordnung der Badischen Landesregierung, die seit 1917 im Städtischen Reiß-Museum befindliche, private anthropologische Gabriel-von-Max-Sammlung mit über 400 Objekten (überwiegend menschliche Schädel) der Freiburger Sammlung angegliedert. Die Angliederung wurde jedoch unvollständig durchgeführt; Unterlagen, Objekte und ebenso einige Schädel verblieben in Mannheim. Nach der Auslagerung der Freiburger Sammlung und dem Wiederaufbau der Institute nach 1945 wurde in den 1950er Jahren eine Neuaufstellung der Sammlung vorgenommen. Dabei wurden die archäologischen Objekte menschlichen Ursprungs aus der Ur- und Frühgeschichte angegliedert. Die nachfolgenden, formal zuständigen Anatomen widmeten der Sammlung jedoch wenig Interesse. Erst 1985 wurde die Sammlung durch studentische Hilfskräfte noch einmal handschriftlich inventarisiert. Bei der Übernahme durch das Universitätsarchiv und Uniseum im Jahr 2001 wurde der Verlust von etwa 200 Objekten festgestellt, der zwischen 1986 und 2001 erfolgt sein muss. Im Laufe der Bearbeitung der Sammlung und durch intensive Kontakte konnten einige Dutzend Objekte infolge der Aktivitäten des Universitätsarchivs wieder aufgefunden und den Fehlstellen zugeordnet werden. Hinzu kamen zwei anonyme Rückgaben von Schädeln im Sommer 2019.

Das Museum Fünf Kontinente bietet einen digitalen Zugang zu seiner Sammlung Fotografie, die etwa 135.000 Bilddokumente in Form von Glasplatten, Papierabzügen, Dias und Fotoalben umfasst. Die frühesten Aufnahmen stammen aus dem Jahr 1870. Zu den herausragenden Beständen gehören Fotografien von den Expeditionen des Ethnologen Theodor Koch-Grünberg nach Amazonien (1903-1905 und 1911-1913), der Forschungsreise des Ehepaars Christine und Lucian Scherman nach Burma, Indien und Ceylon (1910-1911) oder der Reise des Paters Meinulf Küsters nach Ostafrika (1927-1928). Die "Sammlung Fotografie online" umfasst momentan rund 43.000 Objekte. Im Sinne eines "work in progress" erschließen wir kontinuierlich weitere Bestände.

Im Rahmen der Provenienzforschung setzen wir uns mit der komplexen Geschichte unserer Sammlungen auseinander und stellen auf unserer Website Inventarbücher bis 1959 zur Verfügung. Als wichtige historische Quellen, die den Eingang von Objekten dokumentieren und Einblick in die Sammeltätigkeit unseres Hauses geben, möchten wir sie der Forschung und einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich machen. Erwerbungen, die in kolonialen oder NS-verfolgungsbedingten Kontexten stehen, können so überall auf der Welt unabhängig recherchiert und geprüft werden.

In Kürze folgt die Onlinestellung von weiteren ausgewählten Objektbeständen des Museums Fünf Kontinente: Ein Sammlungskatalog wird im Laufe des Jahres 2021 mit rund 2.000 Objekten online gehen und wie die "Sammlung Fotografie online" kontinuierlich erweitert werden.

Die Sammlungsbestände im Bereich der Afrikaforschung der Universität Bayreuth sind in unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen verankert. Als institutionelles Dach aller spezifisch afrikabezogenen Einrichtungen unterstützt das Institut für Afrikastudien deren Forschung und Lehre. So knüpfen Literatur- und Sprachwissenschaften ebenso an die Forschungs- und Sammlungsbestände der Afrikaforschung an, wie die Religionswissenschaften, Ethnologie, Kunst- und Bildwissenschaften, Theater-, Musik- und Medienwissenschaften. 

Einige Nachlässe umfassen große Bildbestände zur Reise-, Dokumentar- und Portraitfotografie aus kolonialen Kontexten. Die ersten fotografischen Dokumentationen von Forschungsreisen im östlichen und dem südwestlichen Afrika entstanden ab 1933. Weitere Bildbestände umfassen Fotografien aus Lehr- und Forschungstätigkeiten in Südafrika, Tansania und Simbabwe der 1930er bis 1960er Jahre. Neben dokumentarischen Bildbeständen beinhält die digitale Sammlung auch Portrait- und Studiofotografien ab 1910, die im Nairobi „Britisch-Ostafrikas“ und später entstanden.  

Die Sammlung am Iwalewahaus umfasst international gefragte Objekte moderner und zeitgenössischer Kunst sowie Poster, Fotografien und weiterführende Dokumentationsmaterialien zur Forschung, Ausstellungs- und Objektgeschichte. Neben afrikanischen Ländern sind u.a. Indien, Papua Neu-Guinea oder Australien als Herkunftsregionen unterschiedlichster Sammlungsobjekte gelistet.

In den 1920er Jahren entstanden in der damaligen Kolonie „Belgisch-Kongo“ graphische Papierarbeiten. Sie zählen zu den ältesten Werken in der Kunstsammlung. Aus der Zeit der britischen Kolonialherrschaft Nigerias finden sich Zeichnungen von 12 Patienten des Lantoro Mental Homes in Abeokuta. Die Werkgruppe der Abeokuta Künstler stammt aus den Jahren 1951/1952.  

Die Sammlungen mit Afrikabezug an der Universität Bayreuth werden unter collections@uni-bayreuth.de digital zugänglich gemacht. Derzeit befindet sich die Datenbank im Aufbau und ist noch nicht frei recherchierbar.

Weitere Informationen über das Institut für Afrikastudien und das Iwalewahaus der Universität Bayreuth, sowie Kontaktinformationen der Sammlungskurator*innen, entnehmen Sie bitte den folgenden Webauftritten: 

•    Institut für Afrikastudien der Universität Bayreuth
•    Iwalewahaus der Universität Bayreuth

Datenportal Museum für Naturkunde Berlin: Das Datenportal ist Teil der Umsetzung des Zukunftsplans des Museums für Naturkunde Berlin, der die nachhaltige Erschließung der mehr als 30 Millionen Objekte umfassenden Sammlung als internationale Forschungsinfrastruktur anstrebt. Es wird eine offene, digital-analoge und international verfügbare Sammlungsinfrastruktur aufgebaut, die auch das Datenportal einschließt. So sollen zukünftig wissensbasierte Debatten um die gesellschaftliche Zukunft und das Verhältnis von Mensch und Natur gefördert werden. Bei dem zur Verfügung gestellten Datenportal handelt es sich um eine Beta-Version, die kontinuierlich um weitere Einträge ergänzt und in ihren Funktionen ausgebaut wird. Zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung Anfang 2021 enthält das Datenportal bereits über 40.000 Einträge, die nun für alle Interessierten öffentlich durchsuchbar und nutzbar sind. Die derzeitigen Funktionen umfassen u.a. Download der digitalen Medien, Suche nach geographischen Angaben, Suche nach spezifischen Datenfeldern und Suche nach Medientyp und Sammlung.

Perspektivisch werden Funktionen erweitert, die unter anderem die Suche nach Objekten aus kolonialen Kontexten erleichtern werden. Objekte mit identifizierter kolonialer Erwerbsgeschichte werden markiert und es kann entsprechend nach ihnen gefiltert werden. Metadatenanreicherungen und Verknüpfungen zu Sammlerbiographien sowie historischen Art- und Ortsnamen sind ebenfalls geplant.

Die Inhalte des Museums sind aber nicht nur über das eigene Datenportal erreichbar, sondern werden bereits seit vielen Jahren in Europeana oder der Global Biodiversity Information Facility (GBIF) publiziert.

Im Zuge der "3 Wege-Strategie" werden in einem ersten Schritt Daten zu Objekten aus kolonialen Kontexten an die DDB geliefert. Wir planen jedoch auch Daten jenseits des kolonialen Kontextes über einen nachhaltigen Weg in der DDB zu Verfügung zu stellen. Teile des Tierstimmenarchivs sind bereits über die DDB erreichbar.

Das aus der königlichen Kunstkammer hervorgegangene Ethnologische Museum gehört seit seiner Gründung im Jahr 1873 international zu den größten und bedeutendsten seiner Art. In seinen Sammlungen befinden sich circa 500.000 ethnografische, archäologische und kulturhistorische Objekte aus Afrika, Asien, Amerika und Ozeanien. Diese werden durch circa 500.000 Medien (ethnografische Fotografien, Filme, Tondokumente) und rund 200.000 Seiten Schriftdokumente ergänzt.

Das Ethnologische Museum der Staatlichen Museen zu Berlin setzt sich mit dem Erbe und den Konsequenzen des Kolonialismus, mit der Rolle und Perspektive Europas kritisch auseinander. Reflexion des eigenen Standpunkts, Partnerschaften mit den Herkunftsgesellschaften in Afrika, Asien, Ozeanien und Amerika sollen einseitige eurozentrische Sichtweisen offenlegen, ohne jedoch die gegebenen europäischen Bezüge zu verleugnen.

Ab Spätsommer 2021 werden im Humboldt Forum Dauerausstellungen verschiedener Akteur*innen zu sehen sein, u. a. die Sammlungspräsentation des Ethnologischen Museums.

Die Geschichte des Museums für Asiatische Kunst reicht bis in die Brandenburgische Kunstkammer zurück, in deren Inventar bereits einige der heutigen Sammlungsobjekte verzeichnet waren. Das Museum für Ostasiatische Kunst wurde dann im Jahre 1906 als erstes seiner Art in Deutschland gegründet.

Aus der indischen Abteilung des 1873 begründeten Museums für Völkerkunde, heute Ethnologisches Museum, ging 1963 das Museum für Indische Kunst hervor. Seit Dezember 2006 sind beide Sammlungen im Museum für Asiatische Kunst vereinigt. Die Vereinigung beider Museen erfolgte insbesondere im Zusammenhang mit dem Vorhaben der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, künftig ihre außereuropäischen Sammlungen in einer noch zu realisierenden, innovativen Konzeption des Humboldt Forums am Schlossplatz in Berlin-Mitte zu präsentieren. Gemeinsam mit den auf der Museumsinsel Berlin ausgestellten Sammlungen der abendländischen Kulturen soll damit die Vision einer Bildungslandschaft von Weltrang umgesetzt werden.

Ab Spätsommer 2021 werden im Humboldt Forum Dauerausstellungen verschiedener Akteur*innen zu sehen sein, u. a. die Sammlungspräsentation des Museums für Asiatische Kunst.

Die Online-Sammlungen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg: Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) stellt seit Anfang 2018 Objekte aus ihren Kunstsammlungen auf der Internet-Plattform museum-digital ein. Auf der fachlich vom Berliner Institut für Museumsforschung begleiteten Plattform ist die SPSG derzeit mit mehr als 1.100 Objekten aus 13 Sammlungen präsent (Stand Mai 2021).

Ganze Sammlungsbereiche oder thematisch zusammengehörige Objekte werden in sogenannten Themenportalen präsentiert. Derartige digitale Ausstellungen können Objekte unter verschiedenen Themen vereinen, so z. B. "Italien in Potsdam" oder "Der Große Kurfürst".

In Forschungskooperationen mit anderen Kultureinrichtungen werden bei museum-digital in Themenportalen zudem Objekte in der digitalen Präsentation vereint und wissenschaftlich erschlossen, die physisch auf verschiedene Institutionen verteilt sind. Die SPSG ist hierbei an den Projekten "Berliner Uhren" und "Brandenburgisches Glas" beteiligt.

Über museum-digital, aber auch direkt über die Homepage der SPSG, sind zudem zwei im VIKUS Viewer tiefenerschlossene, vollständig online gestellte Sammlungen (Online-Bestandskataloge) verlinkt: "Münzen und Medaillen" der SPSG sowie "Zeichnungen Friedrich Wilhelms IV. von Preußen". Die mithilfe einer thematischen Schlagwortleiste und eines Zeitstrahls gefilterten Objekte werden in einer innovativen Visualisierung angezeigt, die neben dem/der Expertennutzer*in besonders auch den/die interessierte/n digitale/n "Flaneur*in" anspricht.

In der Deutschen Digitalen Bibliothek sind zudem seit 2015 ca. 23.000 Fotografien aus der Fotothek der SPSG öffentlich zugänglich.

Die Sammlungen des Übersee-Museum Bremen stammen zu einem großen Teil aus kolonialen Kontexten. Als Mehrspartenhaus verfügt das Museum über naturkundliche Sammlungen, ethnographische Sammlungen, Sammlungen zur Bremer Handelsgeschichte und über eine umfangreiche Sammlung Historischer Fotografien, die in einigen Fällen auch Sammlungskontexte dokumentieren und ebenfalls eng mit den kolonialen Sammlungskontexten verbunden sind. Weiterhin verfügt das Museum über eine Bibliothek mit umfangreicher Kolonialliteratur und ein Aktenarchiv zur Geschichte des Hauses, die die Erforschung der Sammlungskontexte unterstützen. Die Geschichte des Hauses und seiner Sammlungen wird in der Dauerausstellung "Spurensuche" erzählt. Die Begleitpublikation enthält eine Einführung in Sammlungskontexte und -netzwerke, aus denen die Sammlungen entstanden sind.

Die Offenlegung der Sammlungskontexte (Dokumentation von Sammlern, geographischer Metadaten und Provenienzmerkmalen) sind für die interdisziplinären Sammlungsbereiche mit ihren fachlich z.T. unterschiedlichen Anforderungen an die Sammlungsdokumentation eine wichtige Aufgabe und Herausforderung. Sie erfordert die bestandsübergreifende Vernetzung von Sammlungsinformationen für die Anforderungen erfolgversprechender Provenienzforschung und der Schaffung von Transparenz, die dem Übersee-Museum ein wichtiges Anliegen ist, das sich diesbezüglich in fachlichen Netzwerken engagiert und austauscht.

Die Planung einer "EDV-gestützten Erschließung der Magazin-Bestände des Übersee-Museums" begann bereits seit Anfang der 1990er Jahre, für Teile der naturkundlichen Sammlungen sogar schon früher. Unterschiedliche Datenbanken bilden die Vorläufer der aktuellen digitalen Inventarisierung (Access, BISMAS der Universität Oldenburg, Datenbank und Content Management System der Informationsgesellschaft Bremen, dbase). Seit 2012 werden ethnographische und handelskundliche Sammlungen sowie das Historische Bildarchiv in dem Collections Management System TMS (zunächst TMS 2012, nach der letzten Weiterentwicklung in der Version 2018) erfasst. Die 83.130 ethnographischen Objekte sind vollständig digital in der Datenbank mit unterschiedlicher Erschließungstiefe erfasst. In der Abteilung Handelskunde sind von rund 30.000 Objekten knapp 4.900 in TMS 2018 erfasst. Für das Historische Bildarchiv sind rund 34.000 Objekte in der Datenbank erfasst, das sind circa zwei Drittel des Gesamtbestandes. Von den circa 1 Million naturkundlichen Objekten/Organismen sind 251.424 Objekte digital erfasst, davon 2.755 (Herbarbelege) mit standardisierter digitaler Abbildung. Im Rahmen einer Projektförderung sollen weitere naturkundliche Objekte digital erfasst werden.

Vernetzung und offene Nutzung der Sammlungsinformationen ist Kern der digitalen Strategie des Übersee-Museums.

Die Digitale Sammlung Deutscher Kolonialismus bietet einen digitalen Zugriff auf 1.088 Monografien, die zu deutschen Kolonialdiskursen in den Jahren 1884 bis 1919 (Textkorpus von 244.000 Seiten) publiziert wurden. Die aus den Beständen der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen (SuUB) und der UB Frankfurt ausgewählten überwiegend deutschsprachigen Titel spiegeln die Kernzeit des deutschen Kolonialismus wider. In der Digitalen Sammlung Deutscher Kolonialismus sind Publikationen aufgenommen, die inhaltlich ein fachlich weit gefächertes Spektrum aufweisen und geographisch die afrikanischen und pazifischen Kolonialgebiete des Deutschen Reiches umfassen.   

Die Digitale Sammlung Deutscher Kolonialismus entstand aus einem sprachwissenschaftlich orientierten Forschungsvorhaben zu kommunikations- bzw. sprachgebrauchsgeschichtlichen Aspekten des deutschen Kolonialismus. Voraussetzung für eine datenbezogene Beforschung des deutschen Kolonialismus war eine Bereitstellung originärer kolonialer Texte in forschungsgeeigneten Formaten, die diese nicht nur zufällig und verstreut akkumuliert, sondern sie im Sinne einer Sammlung für die Post-Colonial Studies verfügbar macht.

Zur Textauswahl: Die Digitale Sammlung Deutscher Kolonialismus nutzt als Basis wissenschaftlich relevanter Korpusgenerierung kolonialzeitlich entstandene bibliothekarische Sammlungen. Grundlage der Auswahl bilden der systematische Bandkatalog „Kolonialwesen“ der SuUB Bremen und die Kolonialbibliothek mit dem Gründungsbestand aus der Bibliothek der Deutschen Kolonialgesellschaft, die in den Bestand der UB Frankfurt eingegangen ist. Mit dieser an zeitgenössischen Prinzipien orientierten Korpusgenerierung wird (gemäß postkolonialer Herangehensweisen) eine eurozentrische Perspektive vermieden. 

Die Digitale Sammlung Deutscher Kolonialismus dient einer systematischen, integrativen interdisziplinären Erforschung vor allem des Zusammenhangs von historischen, kulturellen sowie kommunikations- und wissenschaftsgeschichtlichen Implikationen des deutschen Kolonialismus unter Berücksichtigung postkolonialer Weiterungen. Durch die Integration der Volltexte in die Forschungsinfrastruktur CLARIN-D der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften können diese mit diversen webbasierten Tools der Digital Humanities analysiert und annotiert werden.

1871 entstand aus der ethnografischen Sammlung der Hamburger Gelehrtenschule Johanneum das "Culturgeschichtliche Museum". Es wurde 1879 in Museum für Völkerkunde umbenannt und erhielt 1904 mit Georg Thilenius (1868-1937) den ersten hauptamtlichen Direktor und 1912 ein eigenes Haus. Im Jahr 2017 besiegelte die Umbenennung in "Museum am Rothenbaum: Kulturen und Künste der Welt" (MARKK) eine lange angebahnte programmatische Wende und Dekolonisierung des Museums.

Die Museumssammlung besteht aus einem Sollstand von rund 260.000 Nummern an Objekten aus allen Weltteilen einschließlich Europas und Deutschlands. Die genaue Zahl wird gerade in einer Gesamtinventur erschlossen, circa ein Drittel ist als Kriegsverlust des Zweiten Weltkrieges zu erwarten. Die genaue Zahl der aus kolonialen Zusammenhängen stammenden Objekte lässt sich nicht genau benennen, es handelt sich wohl mindestens um ein geschätztes Drittel der Sammlung.

Zahlreiche Menschen aus Herkunftsgesellschaften, Forscher*innen und politische Aktivist*innen haben den Wunsch nach einem kompletten Einblick in die Bestände ethnographischer Museen. Daher veröffentlichte das MARKK 2020 zentrale Felder seiner Sammlungsdatenbank als Listen auf der Museumswebseite.

Die Listen sind nach Regionen gegliedert. Sie enthalten unbereinigte Daten und Notizen aus verschiedenen Phasen der Museumsgeschichte. Viele Bezeichnungen in den Listen werden inzwischen als unzutreffend, veraltet oder rassistisch beleidigend verstanden, sind jedoch aus historischen Gründen mit aufgeführt. Aus demselben Grund enthalten die Listen auch Objekte, die sich heute aufgrund von Kriegseinwirkung, Objekttausch, Restitution oder Zerfall organischen Materials nicht mehr oder nicht mehr komplett im Museum befinden.

Die Datenbank des Museums wird auf der Basis von Forschungen kontinuierlich überarbeitet. Die Einrichtung einer Online-Sammlung ist in Vorbereitung.

Online Ausstellungen auf Google Arts:

Bemerkenswerte Dinge: Die vom kuratorischen Team des MARKK erarbeiteten Ausstellungen stellen Objekte vor, die 2015/2016 im Museum zu sehen waren und für das Haus eine besondere Bedeutung haben.

Nach der Economic Botany Collection (EBC) in Kew (London) ist die Hamburger "Applied Botany Collection" (ABC) die weltweit zweitgrößte Sammlung von wirtschaftlich und technisch bedeutenden Pflanzen(teilen). Sie umfasst circa 45.000, teilweise über 200 Jahre alte Objekte in mehreren Teilsammlungen. Von winzig kleinen Samen über riesige Früchte, Fruchtstände und Fasern ist alles vertreten, ebenso bekannte und unbekannte Arzneipflanzen sowie Holzproben und seltene phytopathologische Präparate. Bei der Entstehung der Sammlung spielte die deutsche Kolonialzeit eine wesentliche Rolle. Insbesondere die Hamburger Kaufmannschaft hatte schon weit vor der offiziellen Gründung der deutschen Kolonien viele Kontakte und Niederlassungen in diesen Gebieten.

Circa 10.000 Objekte der Sammlung stammen aus kolonialen Kontexten. Aufgrund der hohen Diversität der Tätigkeitsfelder und der ausgedehnten Netzwerke der Donator*innen (Wissenschaftler*innen, Firmen, Institutionen, Fachkräfte) ist fast die gesamte koloniale Welt als Provenienz vertreten. Was Afrika betrifft, liegt ein Schwerpunkt auf den ehemals deutschen Kolonien Togo, Kamerun, Deutsch-Südwestafrika und Deutsch-Ostafrika.

Wie im Falle anderer Kolonialmächte, bestand auch das Ziel der deutschen Kolonialpolitik und Wirtschaft darin, in den Kolonien den Anbau oder anderweitige Nutzungen von Pflanzen, die als Nahrungs- oder Futtermittel dienten, von medizinischem Interesse waren oder Rohstoffquellen darstellten, zu optimieren. Man stützte sich zum einen auf einheimische, in den Kolonien bereits ansässige Pflanzen, zum anderen führte man gezielt Pflanzen aus anderen Weltgegenden ein.

Einheimisches botanisches Wissen sowie indigene Nutzungs- und Bewirtschaftungsformen wurden von den Europäer*innen in der Regel als unwissenschaftlich eingestuft oder gar als schädlich abgetan bzw. nur insoweit rezipiert, als es dem eigenen Interesse unmittelbar zugutekam. Die Auswirkungen dieses ökologischen Imperialismus und frühen Biopiraterie sind in der Gesellschaft, Kultur und Natur der Herkunftsstaaten noch heute allgegenwärtig. Ferner ist die moderne Bioprospektion in den Verdacht geraten, trotz aller internationaler Vereinbarungen die Vergangenheit in neuem, subtilerem Gewand zu wiederholen.

Wir sehen ein großes Potenzial für Kooperation und Austausch mit Vertreter*innen der Herkunftsstaaten und Herkunftsgesellschaften, um eurozentrische Präsentationskonzepte und Perspektiven zu überwinden

Die Philipps-Universität Marburg, gegründet 1527, verfügt über mehr als dreißig Forschungs- und Lehrsammlungen sowie Museen mit eigenem Ausstellungsbetrieb und Archive. Einige universitäre Sammlungen enthalten umfangreiches Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten, vielfach aus Gebieten formaler Kolonialherrschaft, insbesondere aus Afrika, Ozeanien und Südamerika. Dazu gehören u.a. die Sammlung von Schädeln und weiteren Human Remains (Museum Anatomicum) und einzelne Human Remains (Zoologische Sammlung, Ethnographische und Religionskundliche Sammlung), Objekte aus Alltag und religiösen Kontexten (Ethnographische und Religionskundliche Sammlung) sowie naturkundliche Objekte (insbesondere Zoologische und Pharmakognostische Sammlung). Die Erforschung von Objekten aus kolonialen Kontexten steht an der Philipps-Universität seit längerer Zeit im Fokus von Forschungs- und Lehrprojekten sowie von öffentlichen Ringvorlesungen und Wissenschaftsgesprächen. Die digitale Erschließung des Sammlungsguts aus kolonialen Kontexten wird unterstützt durch das an der Philipps-Universität angesiedelte Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg, das im Rahmen der Initiative zur Nationalen Forschungsdateninfrastruktur Partner im Projekt NFDI4Culture ist. 

Die Ethnographische Sammlung der Philipps-Universität, gegründet in den 1920er Jahren, enthält unter anderem Objekte aus der Wiesbadener Sammlung Nassauischer Altertümer, die in den 1960er Jahren ihre nicht-europäischen Sammlungen verkaufte. Es handelt sich dabei überwiegend um Objekte aus dem 19. Jahrhundert, die von Kolonialbeamten und -offizieren dem Wiesbadener Museum geschenkt worden waren. Zu der Ethnographischen Sammlung gehört auch der wissenschaftliche Nachlass des Südamerika-Forschers Theodor Koch-Grünberg (1872-1924). 800 bis 1.000 Objekte stammen vermutlich aus formalen Kolonien, weitere 2.500 möglicherweise aus kolonialen Kontexten außerhalb formaler Kolonialherr-schaft. Gemeinsam mit der Ethnographischen Sammlung des Oberhessischen Museums in Gießen erforscht die Ethnographische Sammlung der Philipps-Universität, gefördert durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste, derzeit Teilbestände ihrer Sammlungen auf ihre koloniale Herkunft. Ziel des Forschungsprojekts ist u.a. die Rekonstruktion der Objektbiographien von ca. 60 Objekten aus der Region Ostafrika (insbesondere Tansania) und aus Kamerun.

Die Religionskundliche Sammlung der Philipps-Universität, gegründet 1927, umfasst über 10.000 Objekte aus religiösen Kontexten in zahlreichen Regionen der Welt. Bei etwa 500 Objekten ist bekannt, dass sie aus kolonialen Kontexten, dem südostasiatischen, dem pazifischen und dem afrikanischen Raum, stammen. Bei weiteren bis zu 8.000 Objekten, die aus sehr unterschiedlichen Gebieten stammen, die einmal Kolonien waren, muss dieser Zusammenhang erst durch Forschung überprüft werden. Unter der Leitung von Prof. Edith Franke und Dr. Susanne Rodemeier werden seit 2019 explizit Forschungen zu Objekten aus kolonialen Kontexten durchgeführt, in die auch Studierende einbezogen werden. Erste Ergebnisse zu Objekten aus der ehemals deutschen Kolonie Deutsch-Neuguinea werden ab Ende 2021 in Forschungsarbeiten publiziert und sukzessive auch auf der Webseite der Religionskundlichen Sammlung digital verfügbar gemacht.

Die Anatomische Sammlung der Philipps-Universität Marburg wurde Anfang des 19. Jahrhunderts als Lehrsammlung gegründet und ist heute Teil einer medizinhistorisch-anatomischen Sammlung. Sie umfasst derzeit ca. 2500 anatomische Präparate, eine histologische Schnittsammlung mit schätzungsweise 10.000 Objektträgern, diverse Zeichnungen, anatomische Karten, historische Fotoplatten und medizinische Instrumente. Die Sammlung eröffnet einen weiten Blick in die Wissenschaftsgeschichte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, die auch mit kolonialen Sammlungspraktiken verknüpft ist. Ein Beispiel dafür sind 60 menschliche Schädel aus verschiedenen Herkunftsgesellschaften, die im Laufe des 19. Jahrhunderts nach Marburg gelangten – darunter der verzierte Schädel eines Bewohners der südostasiatischen Insel Borneo. Er kam als Geschenk an den Marburger Anatomieprofessor Ludwig Fick in die Sammlung, der von 1842 bis 1858 das anatomische Institut leitete. In der Sammlung findet sich auch eine ca. 1000 Jahre alte südamerikanische Mumie aus Arica (heute Chile), die der Direktor des physiologischen Instituts Eduard Külz 1892/93 zusammen mit einigen Grabbeigaben der Sammlung geschenkt hatte. Zukünftige Provenienzforschung und eine Digitalisierung der Sammlung sollen es ermöglichen, mit den Herkunftsgesellschaften in Dialog zu treten und auch Restituierungen der Human Remains zu realisieren.

Die Pharmakognostische Sammlung der Philipps Universität Marburg wurde zur Ausbildung in der Pharmazie und Medizin von Prof. Julius Wilhelm Albert Wigand, Professor der Botanik und Pharmakognosie in Marburg ab dem Jahr 1854 eingerichtet. Sie umfasste ursprünglich 4.000 Rohstoffdrogen, darunter eine umfangreiche Chinarindensammlung. Ziel der Sammlung war es, anhand von Waren- und Handelsproben, alle verwendeten Arzneipflanzen als Rohwaren in der Lehre zu verwenden und die Herkünfte, Gewinnung der Pflanzen und vor allem die Handelswege der Rohwaren darzulegen. Eine genaue Übersicht über die exakten Quellen und Herkunftsländer aller einzelnen Exponate liegt zurzeit nicht vor. Die Herkunft der Objekte soll daher näher untersucht werden. Die digitale Erschließung der Objekte wird aktuell vorbereitet und wird mit der Angabe der Provenienz verbunden sein. 

Die Zoologische Sammlung wurde 1818 von Blasius Merrem gegründet. Aktuell sind in der zoologischen Sammlung deutlich mehr als die bisher angenommenen 40.000 Objekte enthalten. Eine komplette Erfassung ist noch nicht abgeschlossen. Da die Sammlung in großen Teilen im 19. Jahrhundert zusammengestellt wurde, enthält sie auch sehr viele Objekte aus kolonialen Kontexten. Dies beinhaltet neben verschiedensten Vertretern von wirbellosen Tieren (mehrere Tausend Objekte, vor allem Weichtiere und Insekten) auch Wirbeltiere (ca. 500-1.000 Objekte, u.a. Vögel aus Südamerika) sowie einige „human remains“. Herkunftsgebiete dieser Objekte sind vor allem Lateinamerika, Afrika und Südostasien. Die Provenienz von vielen Objekten ist bereits gut dokumentiert. Herkunft und Erwerb von anderen Objekten oder Objektgruppen wurden in den letzten Jahren laufend untersucht.

PAESE-Datenbank: Die PAESE-Verbunddatenbank versammelt Objektkonvolute, die im Fokus der Forschung der am Projekt beteiligten Institutionen in Niedersachsen stehen (Landesmuseum Hannover, Ethnologische Sammlung der Georg-August-Universität Göttingen, Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg, Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim, Städtisches Museum Braunschweig, Missionssammlung Hermannsburg). Der Schwerpunkt liegt auf der Dokumentation der Herkunft (Provenienz) der Objekte. Die ausgespielten Informationen bilden jeweils den aktuellen oder letzten Stand der Forschung sowie das Kürzel der jeweiligen Bearbeiter*innen ab und werden sukzessive ergänzt. Die Erarbeitung der Objektinformationen und ihrer Provenienz erfolgt in Abstimmung mit den Kolleg*innen und Partner*innen des Verbundprojekts aus den sog. Herkunftsländern (vor allem Kamerun, Namibia, Tansania, Papua Neuguinea und Australien).

Ethnologische Sammlung der Georg-August-Universität Göttingen, Stellungnahmen und Transparenz: Die Seite versammelt Stellungnahmen zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten und gibt eine Übersicht über Bestandskataloge der Ethnologischen Sammlung (Scans) und bisher erfolgte Rückgaben.

Portal Kulturerbe Niedersachsen: Das von der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen koordinierte Portal steht für ein gemeinsames Internetangebot von Bibliotheken, Archiven und Museen des Landes Niedersachsen. Es bietet der interessierten Öffentlichkeit einen direkten Zugang in multimedialer Form zu ausgewählten digital erfassten Kulturgütern des Landes. Somit wird eine virtuelle Zusammenführung verschiedenartigster Bestände unterschiedlicher Bibliotheken, Archive, Museen und anderer Kultureinrichtungen geschaffen. Das vom Europäischen Fond für regionale Entwicklung und dem Land Niedersachsen geförderte Projekt versteht sich als Kompetenznetzwerk für das digitale kulturelle Erbe des Landes Niedersachsen. In den Beständen kann u.a. nach ethnologischen Sammlungen und Objekten recherchiert werden.

Das BASA-Museum der Abteilung für Altamerikanistik der Universität Bonn umfasst mehr als 10.000 Objekte, von denen der überwiegende Teil aus den Amerikas stammt. In geringerem Maße sind auch Objekte aus Afrika, Asien und Ozeanien vertreten. Sammelschwerpunkte sind archäologische Objekte aus dem Andenraum und Mesoamerika sowie ethnographische Objekte aus dem Amazonasgebiet und dem Andenhochland. Die Provenienzen dieser Objekte liegen außerhalb formaler Kolonialherrschaften (Fallgruppe 2) im Sinne des Leitfadens des Deutschen Museumsbundes (DMB) zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten. Die Anzahl der Objekte aus kolonialen Kontexten und deren Bewertung kann erst durch Provenienzforschung ermittelt werden.

In der Datenbank WissKI, die das BASA-Museum seit Ende 2019 nutzt, sind derzeit circa 950 Objekte öffentlich zugänglich. Nach und nach wird der gesamte Sammlungsbestand durch die Datenbank zugänglich gemacht werden.

Zu den derzeit abrufbaren Objekten zählen hauptsächlich jene der Sammlung Trimborn und Oberem aus Mittel- und Südamerika. Hermann Trimborn war der Gründer und Leiter des Seminars für Völkerkunde und der ethnologischen Lehr- und Studiensammlung an der Universität Bonn seit 1948. Udo Oberem war Schüler und Nachfolger von Trimborn. Die musealen Objekte der beiden Sammlungen wurden in den 1950er und 1960er Jahren in die Lehr- und Studiensammlung überführt. Diese stammen überwiegend aus dem Andenhochland und Costa Rica. Zu etwa gleichen Teilen handelt es sich um archäologische und ethnographische Artefakte, die auf Forschungsreisen erworben wurden.

Die Informationen zu den Objekten der Sammlungen Trimborn und Oberem in der Datenbank sind dem Inventarbuch und den Karteikarten entnommen. Letztere wurden erst ab den 1970er Jahren für die einzelnen Artefakte mit Hilfe studentischer Hilfskräfte retrospektiv angelegt. Diese Informationen entsprechen somit nicht dem aktuellen Forschungsstand. Aktualisierungen und neue Erkenntnisse über die Objekte aus laufenden und zukünftigen Projekten von Studierenden und Forschenden sowie durch die Zusammenarbeit mit Angehörigen der Urhebergesellschaften sollen in die Forschungsdatenbank einfließen.

Die Sammlungen des Rautenstrauch-Joest Museum (RJM) wurden seit Ende der 1990er Jahre sukzessive elektronisch in einer Access-basierten Datenbank erfasst. Im Rahmen der durch den Museums- und Sammlungsumzug ermöglichten Neueinrichtung der Depots in den Jahren 2010–2017 wurden alle Objekte fotografiert und nachfolgend die Fotosammlung digitalisiert.

Seit der Migration der Datensätze in die MuseumPlus-Verbunddatenbank der Stadt Köln im Herbst 2020 werden diese bereinigt, Thesauri entwickelt und fehlende Daten – sofern verfügbar – ergänzt.

Aktuell ist das Museum in der Lage, eingehende Anfragen zu konkreten Sammlungsbeständen zu beantworten. In zunehmendem Maße nimmt das Museum an internationalen Bestandserhebungen und bedingt auch an Provenienzforschungsprojekten teil, etwa Africa Accessioned (Botsuana u. Namibia), Digital Benin, Invisible International Programme Kenya, Philippine Material Culture in Europe, Japanisch Buddhistische Kunstsammlungen in Europa oder Return of Cultural Heritage (AIATSIS).

Derzeit arbeitet die Stadt Köln an den technischen Voraussetzungen und einer IT-Infrastruktur, die 2022 – so der Plan – eine Online-Stellung unserer Daten ermöglicht.

Erste projektbezogene digitale Sammlungsübersichten sind auf RJM-Websites abrufbar und werden fortwährend aktualisiert:

Die Anfänge der Ethnografischen Studiensammlung gehen auf Dr. Erika Sulzmann zurück, die 1948 als Assistentin an das neueingerichtete damalige Institut für Völkerkunde der Johannes Gutenberg-Universität Mainz kam und ab 1950 die Sammlung gründete. Den Grundstock bilden die über 500 Objekte von den Bolia und Ekonda aus dem äquatorialen Regenwald des Kongo, die während der "Mainzer Kongo-Expedition" (1951-54) unter Leitung von Erika Sulzmann zusammen mit Ernst W. Müller gesammelt wurden. Dieser Reise folgten zwischen 1956 und 1980 noch acht weitere Reisen zu den Bolia und ihren Nachbarn, bei denen Erika Sulzmann den Bestand der Mainzer Sammlung beständig erweiterte. Dazu kamen in den 1950er und 1960er Jahren Forschungsreisen nach Pakistan (Hindukusch-Expedition 1955/56), Afghanistan (Stuttgarter Badakshan-Expedition 1962/63) und Westafrika (u.a. Hamburger Obervolta-Expedition 1954/55; Haberland-Reise 1966). Durch den Tausch mit verschiedenen Instituten und Museen wurde die Sammlung ergänzt und ausgebaut. Mit dem Frobenius-Institut in Frankfurt tauschte man 1968 Objekte von den Ekonda gegen eine kleine Äthiopien-Sammlung. Im Jahr 1971 gab das Institut die 732 umfassende wertvolle Pakistan- und Afghanistan-Sammlung an das Linden-Museum in Stuttgart und erhielt im Tausch 637 Objekte vor allem aus Afrika (u.a. von den Maasai und aus dem Kameruner Grasland), aber auch aus Ozeanien (vor allem Papua-Neuguinea und Australien).

Heute bewahrt die Ethnografische Studiensammlung knapp 3.000 Objekte, hauptsächlich aus Zentral- und Westafrika sowie aus Australien, Papua-Neuguinea und anderen Regionen Ozeaniens. Es ist eine große Bandbreite von Objekten, von Haushaltsgegenständen und Musikinstrumenten über Textilien und religiöse Objekte bis hin zu Waffen. Es ist die einzige Sammlung ihrer Art in Rheinland-Pfalz und eine der größten Sammlungen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit 1992 ist Dr. Anna-Maria Brandstetter Kuratorin der Sammlung. Die Objekte werden in der Lehre genutzt.

Etwa 1.680 Objekte wurden im kolonialen Kontext vom Ende des 19. Jh. bis in die Mitte des 20. Jh. nach Europa verlagert, vielfach als Raub- oder Beutegüter unter Anwendung von Druck, Erpressung und Gewalt. Die Objekte sind daher zum einen historischen Objekte, die auf vergangene Lebenswelten verweisen, und gleichzeitig erzählen sie von ihrer Aneignung in Europa im Kontext der kolonialen Eroberungen in Afrika oder Ozeanien.

In der digitalen Sammlung "Gutenberg Objects" der Johannes Gutenberg-Universität Mainz werden bis Oktober 2021 etwa 360 Objekte aus kolonialen Kontexten aus Kamerun, Kenia und Tansania zugänglich sein. Weitere 130 Objekte aus Papua-Neuguinea und Australien folgen dann Ende 2021/ Anfang 2022.

Online Collection der SKD: Über die Online Collection werden seit 2010 die vielfältigen Bestände des insgesamt fünfzehn Sammlungen und Museen umfassenden Verbundes der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) sukzessive im Internet verfügbar gemacht. Die Datenbasis dafür entstammt der Museumsdatenbank "robotron*Daphne". In dieser werden im Rahmen des auf mehrere Jahre angelegten Provenienzrecherche-, Erfassungs- und Inventarisierungsprojektes "Daphne" seit 2008 detaillierte Objektinformationen zu circa 1,6 Millionen Objekten und 1,5 Millionen Archivalien erfasst und mit Bildmaterial angereichert.

Ein großer Teil der Objektinformationen zu den einzelnen Werken wird bereits in die Online Collection ausgespielt. Neben grundlegenden Angaben stehen teilweise Kommentare und Literaturangaben zur Verfügung. Die SKD streben eine rassismus- und diskriminierungsfreie Sprache in der Online Collection an. Allerdings beinhaltet die wissenschaftliche Arbeit mit Museumsobjekten auch die Dokumentation historischer Werktitel (gekennzeichnet durch Anführungszeichen) und überlieferte Beschreibungen, in denen unter Umständen rassistische und diskriminierende Begriffe verwendet wurden. Um solche Sichtweisen nicht zu reproduzieren, werden diese Begriffe in der Online Collection ausgeblendet und durch **** ersetzt. In der Objektansicht haben Besucher*innen der Webseite die Möglichkeit zu entscheiden, ob ihnen der entsprechende Begriff angezeigt wird. Eine Feedbackfunktion erlaubt es zudem, Hinweise und Anregungen als wertvolle Unterstützung der Erschließung einfließen zu lassen.

Provenienzforschung zu kolonialen Kontexten an den SKD: Provenienzforschung zu kolonialen Kontexten ist insbesondere an den Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen (SES) der SKD ein zentraler Bestandteil der Museumsarbeit. Der Weblink zur "Provenienzforschung zu kolonialen Kontexten" auf dem Forschungskanal der SKD führt direkt zur "Decolonize"-Plattform auf den Webseiten der SES.

"Decolonize"-Plattform: Die "Decolonize"-Plattform informiert zu den Herangehensweisen der drei Museen der SES (GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig, Museum für Völkerkunde Dresden und Völkerkundemuseum Herrnhut) bezüglich Dekolonisierung, Restitution und Repatriierung. Sie zielt darauf ab, die Aktivitäten mit Blick auf diese zentralen Fragen ethnologischer Museumsarbeit transparent abzubilden. Ein wichtiges Anliegen der Plattform ist es, potenzielle Anspruchsteller*innen darüber zu informieren, wie sie zunächst informell an das Museum herantreten können und wie der weitere Prozess von einer möglichen offiziellen Repatriierungs- bzw. Restitutionsanfrage bis zu einer formellen Rückgabe bzw. Repatriierung abläuft.

Die digitale Sammlung des Nordfriesland Museums in Husum: Seit vielen Jahren ist das Nordfriesland Museum in Husum Mitglied bei DigiCult. DigiCult ist ein Verbund von Museen zur digitalen Erfassung und Publikation von Museumsbeständen. Dabei stellt DigiCult die Sammlungsgüter des Nordfriesland Museums über die Plattform museen.nord.de der Öffentlichkeit zur Verfügung. Diese Webseite wirkt mittlerweile aber überholt. Im Zuge des BMBF Projektes "Zwischen Weltoffenheit und Kolonialismus – die ethnografischen Sammlungen schleswig-holsteinischer Museen" (Kurz SH-Welt) sollte eine neue Webseite aufgebaut werden, auf der moderne Aspekte mit den Sammlungsgütern verbunden werden. Auf dieser Webseite sollten unter anderem auch die ethnografischen Objekte des Nordfriesland Museum veröffentlicht werden. Aufgrund von verschiedenen technischen Schwierigkeiten konnte diese Webseite aber leider nicht wie ursprünglich geplant mit Ende des Projektes im Jahre 2020 gelaunched werden. Der Plan von DigiCult und dem Nordfriesland Museum sieht nun vor, alle ethnografischen Objekte auf einem gesonderten Portal zu veröffentlichen und zeitgleich die Sammlungsgüter über die DDB und Europeana zu zeigen. Einzelne Objekte der Sammlung des Nordfriesland Museums sind bereits über die alte Webseite www.museen-nord.de zu sehen, aber eine bessere Lösung wird für die kommenden Monate angestrebt.

Das Museum Wiesbaden ist das Landesmuseum für Kunst und Natur in der Hauptstadt Hessens. Das Zweispartenhaus zeigt auf mehr als 7000 Quadratmetern Fläche ein abwechslungsreiches Programm an Dauer- und Sonderausstellungen. Die Naturhistorischen Sammlungen stellen in ihrer Dauerpräsentation „Ästhetik der Natur“ vier Themenräume vor: Form, Farbe, Bewegung und Zeit. Das Beobachten und Beschreiben der Natur steht dabei im Mittelpunkt, wobei auf den Spuren der Erd- und Evolutionsgeschichte die formenreiche und farbenprächtige Vielfalt der Natur anschaulich ausgebreitet wird. In der Kunstsammlung sind Werke vom 12. Jahrhundert bis in die Gegenwart zu entdecken. Zu den Höhepunkten zählen hier die Klassische Moderne mit der weltweit bedeutendsten Sammlung an Werken von Alexej von Jawlensky, die international renommierte Jugendstil-Schenkung F. W. Neess wie auch die europäische und amerikanische Kunst nach 1945.

Die Ursprünge des Museum Wiesbaden gehen auf die Initiative mehrerer bürgerlicher Vereine am Anfang des 19. Jahrhunderts zurück. In dem 1915 eingeweihten und heute noch als Sitz des Landesmuseums dienenden Gebäude werden seither Dauer- und Sonderausstellungen zu verschiedenen kunsthistorischen, naturwissenschaftlichen und kulturgeschichtlichen Themen präsentiert.

Die auf den Verein für Naturkunde im Herzogthum Nassau, später Nassauischer Verein für Naturkunde und das damit verbundene Museum zurückgehenden Naturwissenschaftlichen Sammlungen (NHS) legten bereits im 19. Jahrhundert eine eigenständige ethnologische Sammlung an. Diese wurde von den weltweiten personellen Verknüpfungen nassauischer Forscher, Kaufleute, Missionare und Militärs und deren interdisziplinärem Interesse an der Natur und der Interaktion des Menschen mit seiner Umwelt geprägt. Aktuell wird die Sammlung im Zuge der Digitalisierungsstrategie des Landes Hessen im Rahmen der Online Collection des Museum Wiesbaden digital erfasst und verfügbar gemacht. Die zugleich stattfindende wissenschaftliche Erforschung der Sammlung und der entsprechenden Erwerbungsumstände ist eng geknüpft an die Arbeiten des Verbundnetzwerkes Hessischer Museen und Sammlungen zum Umgang und zur Veröffentlichung von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten, dem das Museum Wiesbaden federführend vorsteht.

Website des Museums Wiesbaden: www.museum-wiesbaden.de

Online Collection: www.museum-wiesbaden.de/online-collection